Donnerstag, 22. Mai 2008

Ein Mann, sein Cello und seine Frau


Mein Mann spielt Cello. Angefangen hat er mit ca. 8 aufgehört mit ca. 16 Jahren. Ab dann begann einen andere Leidenschaft - das Rennrad fahren - die ihm fast das Leben gekostet hätte.





Als ich meinen Mann - F. - vor über 13 Jahren kennenlernte, stand das Cello - gut beschützt - in einem großen, schwarzen Cellokasten. Und so fristete es sein Leben auch noch einige Jahre weiter. Ich muß sagen, das ich zu dieser Zeit keinen Zugang zur klassischen Musik geschweige denn zu einem Cello hatte. Und dieser schwarze Kasten wurde mir immer lästiger. Weil er einfach - egal wo man ihn hinstellte - immer im Wege stand.

Einige Jahre später fragten unsere Söhne - sie waren 4 und 3 Jahre alt - was denn in diesem Kasten sei. Da nahm F. nach ganz, ganz langer Zeit das Cello mal wieder in die Hand. Er spielte ein paar Töne darauf. Wobei, so richtig funktionierte das nicht. Denn nicht nur die Übung fehlte, sondern es war auch ein Teil der Bespannung des Bogens gerissen. Da ich leider so musikalisch wie ein Brot bin, bewundere ich Menschen sehr die auch nur annähernd ein Instrument spielen können.

Ich fragte meinen Mann, warum er denn nicht mehr spielt. Es sei doch eigentlich sehr schade, so eine Fähigkeit einfach brach liegen zu lassen. Er antwortete mit Schulterzucken.

In mir reifte eine Idee. Der Geburtstag von F. stand an. Ich suchte mir einen Geigenbauer. Dem brachte ich den Bogen zur Neubespannung. Bei dieser Gelegenheit, fragte ich ihn, ob er nicht einen Cellolehrer kenne. Er gab mir eine Adresse und eine Telefonnummer. Ich rief diesen Mann noch am gleichen Tag an. Ihm erzählte ich von meinem Mann, von seinem Cello und meiner Idee. Und zwar: vier Stunden Probeunterricht. Der Cellolehrer war einverstanden.

F's. Geburtstag kam. Als er den neu bespannten Bogen auspackte schaute er schon ein wenig - wie soll ich sagen - verwirrt? Ja, so kann man das wohl ausdrücken. Dann packte er den Gutschein aus über 4 Probestunden Cellounterricht. Ob er sich zu diesem Zeitpunkt wirklich und wahrhaftig über diese Geschenk gefreut hat, kann ich gar nicht mit Sicherheit sagen. Sicher ist aber, das schon nach der ersten Probestunde eine alte Leidenschaft wieder zum Leben erweckt wurde.

Nun ist das jetzt schon beinahe 7 Jahre her. Und seit dem spielt F. mit großer Freude auf seinem Cello. Fast täglich zu Hause. Und noch immer beim gleichen Cellolehrer. Ich gebe zu, das ist nicht immer schön. Vor allem dann nicht, wenn er neue Musikstücke lernen muß.

Sicher ist auch, das ich erkannt habe, welch wunderbares und wunderschönes Instrument das Violoncello (wie es ja richtiger Weise heißt) ist. Diese satten, melancholisch anmuteten Töne - Gänsehaut.

Das war jetzt mal eine lange (vielleicht zu lange?) Geschichte. Aber ich wollte sie einfach mal erzählen. Und: danke F., dass ich das erzählen durfte. Mein Herz gehört dir.

9 Kommentare:

  1. Im Büro gestatte ich mir gerade eine Minipause und schaue zu dir rein: welch schöne Geschichte. Den Gutschein zum Geburtstag finde ich schon gewagt - aber man sieht: wer wagt, gewinnt. Das hast du auf voller Linie!
    Cello ist so ein wunderschönes Instrument! Warm und weich... klar, das Üben (hören müssen) kann echt eine Nervenprobe sein. In Freiburg lebte ich mal in einer WG mit einer Musikstudentin aus Australien zusammen. Sie übte von früh bis spät... Schostakowitsch... stöhn... aber im Konzert bekam ich kaum Luft... ich kannte ja jede einzelne Note.

    liebe Grüße und Danke für die Geschichte!

    Ellen

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  2. liebe sabine,

    eben las ich deine geschichte, und mit der gefühlvollen musik im hintergrund, hat sie mich sehr, sehr berührt. danke dafür!!

    vor kurzem sind meine nachbarn - ein musikerpärchen - ausgezogen, und ich vermisse besonders die querflötenmusik meiner ehemaligen nachbarin. als ich hier in dieses haus eingezogen bin, spielte sie von morgens bis abends, ebenfalls klassische musik, die ich sehr liebe. wenn ich von der arbeit heimgekommen bin, erklangen diese wunderbaren töne, während ich gemüse schnippelte. selbst die tonleitern wurden für mich wie ein mantra, das ich mitsummte.
    manchmal glaube ich, dass die musik die "höchste" aller künste ist: sie kann wahrlich heilen.

    hiermit oute ich mich als blogleserin von deinem beginn an. jeden deiner beiträge verfolge ich mit spannung und neugierde.
    darf ich dich verlinken?

    glg anita

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  3. Ich finde es tolle, wenn Menschen,v.a. Männer *g* solch Instrumente "beherrschen".

    Als Teenie fand ich es "voll uncool", wenn Jungs in meinem Alter Geigenunterricht hatten und gar auf einem musischen Gym. waren.
    Und das Ende vom Lied?

    Genau so einen Jungen hab ich ein paar Jahre später geheiratet*lach*.

    Gut, die Geige steht in einem kleinen schwarzen Kasten in einer Ecke- einer unsrer Söhne (vermutlich) hat das Teil abgesperrt und natürlich den Schlüssel verschlampt(typisch). Ein gutes Argument für U., nicht spielen zu können.

    Aber am Klavier sitzt er immer noch ab und zu. Und ich finde es sehr romantisch, wenn so ein großes, starkes Mannsbild wie er, am Klavier klassische Stücke spielt. Allerdings hat er auch Queen in seinem Repertoire...

    LG Vroni

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  4. :-) das ist eine schöne geschichte aus eurem leben, du hast die sache schlau und genial gelöst, so ein schönes instrument wieder zu entdecken :-)

    wünsche dir einen sonnigen und schönen sonntag!

    gglg tina

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  5. Bisher war mir zwar bekannt, dass F. Cello spielt, aber die Entstehung war mir bisher nicht bekannt :-) Zauberhaft, dass Du das auf diese Art und Weise gelöst hast. Wie Du weißt, ist es mir krankheitsbedingt nicht mehr möglich auf meiner Geige zu spielen, und deshalb hoffe ich, dass einer meiner Söhne es lernen wird und vielleicht hat er dann ja auch so eine gewitzte Frau, die ihm das Spiel auf so liebevolle Art und Weise wieder nahebringt, sollte er es bis dahin wieder aufgegeben haben :-))
    LG Conny

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  6. liebe sabine!

    eure cello geschichte. kenne ich ja gut. und ich freu mich schon: aufs gefiedel unterm dach!

    denn dieses cello ist ja auch ein: reise cello, das keinen urlaub verpasst. weshalb auch wir ein wenig davon haben!

    wir freuen uns, f.

    alles liebe. wünscht rike.

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  7. Liebe Sabine,
    danke für Deinen Kommentar. Sehr gerne darfst Du mich verlinken, werde es gleichfalls tun.

    Eine sehr schöne Geschichte, wie die Cellotöne zurückkamen...

    Weintraubengelee ist was Feines. Meine Mutter versorgt mich damit, die Trauben wachsen üppig an der Hauswand meiner Eltern und ich liebe es auf meinem Käsebrot.

    Wünsche Dir eine gute Woche.

    Lieber Gruß
    Tatjana

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  8. Eine wunderschöne Geschichte! Mein Sohn ist in einer Streichergruppe und ich hatte ja darauf gehofft, dass er sich für Cello entscheiden würde, ich liebe den Klang. Er wollte aber unbedingt die Geige. Tja und vielleicht sollte ich meinem Mann auch einen Gutschein unterjubeln, die Querflöte modert auch vor sich hin.

    LG
    Chris

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  9. eine schöne geschichte!
    so sollte es immer in einer partnerschft sein...sich gegenseitig fördern und beflügeln! freut mich sehr für dich!!

    lg, lina

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